No 4: Sandra Tresch

Graphitzeichnungen auf Löschpapier

 

Sandra Tresch zu ihren Arbeiten:

Man meint, den Bleistift zu kennen – man meint, die Landschaft zu kennen. Doch ist dem so?

Der Bleistift ist oft das erste Werkzeug, um sich zeichnerisch und schreibend auszudrücken – vertraut und in seinem roten Kleid, ein langjähriger und altbekannter Begleiter. Ebenso die Landschaft – als Kind durchwandert, mit Neugier und Abenteuerlust erforscht und zur Heimat geworden.

Doch ist dem so?

Ich stelle mir diese Frage, nachdem ich, auf einem Spaziergang am Flusslauf der Wutach, stolpere. Ich stolpere, im wahrsten Sinne des Wortes, über die Natur: Baumstämmiges, Angeschwemmtes, Liegen-Gebliebenes und Umgefallenes. «Wäre ich auf dem gepflasterten, parallellaufenden und gut beschilderten Weg geblieben, hätte ich nicht diese Abzweigung zum Flusslauf genommen, wäre ich nicht…», und so wundere ich mich über mich selber. Der Spaziergang hätte ein gemütliches Laufen in einer vertrauten Landschaft sein können. Doch, die gemachte Abzweigung führt mich direkt in eine wilde Landschaft. Der ungewohnt unebene, naturbelassene Weg weckt meine Aufmerksamkeit und Neugier. Am weiteren Wegrand finde ich Info-Tafeln, die mir den Grund für dies Urwüchsige erklären: Die Renaturalisierung der Wutach und deren Uferzonen zwischen Schleitheim und Wunderklingen.

Ich staune und freu mich über die wilde Landschaft und das Projekt der Renaturalisierung; freue mich dermassen, dass ich weitere Spaziergänge unternehme, währenddessen ein paar unbeholfene Fotos mache, diese zu Hause als recht gut empfinde und Lust habe, das eine oder andere Sujet zeichnerisch umzusetzen.

Bei der Umsetzung der Zeichnungen stolpere ich erneut über die Natur: den Grafit. Das was mir anfänglich so vertraut erscheint, den Bleistift, lässt mich jetzt grummeln. Bis anhin verwende ich den Bleistift, um Ideen schnell und skizzenhaft festzuhalten – doch Landschaft, in ihrer Vielfalt von Schattierungen, Strukturen und lebendigen und bewegten Organismen wieder zu geben, ist Neuland und eine Herausforderung. «Wieso macht der Bleistift nicht das, was ich von ihm erwarte? Wieso kriege ich Schwarz/Dunkel nicht hin, wieso ist alles grau in grau und wo sind die Lichter?…», und so wundere ich mich erneut über mich selber. Wäre ich beim altbekannten Skizieren geblieben, so hätte es ein gemütlicher Spaziergang sein können.