No 3: Hannah Grüninger

Hannah Grüninger ist in Osterfingen im Kanton Schaffhausen aufgewachsen – einer Sackgasse. Zu Beginn des Bachelorstudiengangs Fine Arts mit Vertiefung Fotografie zog sie nach Zürich, wo sie nach wie vor lebt, studiert, arbeitet und gärtnert. Als Künstlerin befasst sie sich interdisziplinär vor allem mit Bild und Sprache, hinzugekommen sind Rauminstallationen sowie Video. Dabei interessieren sie einerseits die Verknüpfung unterschiedlicher Medien und deren Aussage aber auch die inhaltliche Suche nach Verbindung und Reflexion. In ihrer Arbeit geht es um Gefühle oder deren Ausdrucksweise und Sensibilität. 2018 hat sie den ERNTE-Kunstpreis des Museums zu Allerheiligen Schaffhausen gewonnen und seither drei Atelierstipendien in der Fundaziun Nairs in Scuol absolviert. Hannah Grüninger studiert zurzeit im Masterstudiengang Kulturpublizistik an der ZHdK.

Zum Werk:

In ihrer ersten Einzelausstellung Kein langanhaltendes Gefühl zeigt Hannah Grüninger die beiden Arbeiten As sentir da chasa (2020) und Truth lies in between (2021/2022) in Kombination. Die Flechten auf dem Tisch und die Blumenblüten in den Diarahmen wurden im Engadin gesammelt. Die Flechte braucht eine Wirtin oder einen Wirt. Erst in der Lebensgemeinschaft – einer Symbiose – bilden sich ihre typischen Wuchsformen heraus. Sie zählt zu den langlebigsten Wesen überhaupt und kann ein Alter von mehreren hundert, in Einzelfällen sogar von über 4500 Jahren erreichen. Lässt sich überhaupt irgendwo Wurzeln schlagen, ohne dass sich gleich wieder alles auflöst? As sentir da chasa setzt sich mit dem Raum auseinander. Die Künstlerin hat sich damit beschäftigt, unter welchen Bedingungen man sich zu Hause oder zugehörig fühlt. Was gegeben sein muss, um selbst in Verbindung zu treten, selbst zur Symbiont:in zu werden. Beide Werke sind Ausdruck von Vergänglichkeit und Transformation. Die Flechten sind trocken und gräulich. Auch die Blüten verblassen, sobald sie über eine bestimmte Zeit Licht ausgesetzt sind. Mit diesem Wandel spielt Truth lies in between bewusst. Die Diarahmen werden zum ersten Mal gezeigt. Während der Ausstellung verändern sich die Farben der Projektion allmählich. Einerseits geht es um Sterblichkeit, andererseits aber auch um das Aufbewahren von etwas Essentiellem, zumindest aber einer Erinnerung.